„Tuuuuut“ schallt es direkt vor mir und ich springe erschrocken zurück auf den Bordstein. Ein Moped saust knatternd an mir vorbei. Vorsichtig wage ich einen erneuten Vorstoß und überquere so aufmerksam und so schnell ich kann die Straße.
Die Sonne brennt unbarmherzig auf uns herab und die feuchte Tropenluft produziert einen klebrigen Schweißfilm auf der Haut auf dem sich der Straßenstaub sanft niederlässt. Irgendwo ruft ein Muezzin zum Gebet. Alle Leute haben es irgendwie eilig. Sie schlängeln sich auf Mopeds durch den dichten Verkehr, hasten zu Fuß zügig über die Straße oder springen geschickt aus fahrenden Bussen. Ich bin noch nicht so richtig angekommen und versuche alles gleichzeitig wahrzunehmen, ohne dabei überfahren oder angerempelt zu werden. Nach Urlaub fühlt sich das alles bis jetzt nicht an, aber das kann und sollte man von Jakarta auch nicht erwarten. Die Stadt springt einen an wie ein unartiger Hund sobald man den Flughafen verlässt. Sie lässt einem keine Ruhe, will spielen und raufen und lärmt ungestüm vor dem Fenster, wenn man es mal geschafft hat sich vor ihr zu verkriechen. irgendwie liebenswert und gleichzeitig sehr sehr anstrengend.
Erschöpft ziehe ich meine Wasserflasche aus dem Rucksack, nehme einen großen Schluck und lächele ein paar Schulmädchen zu, die am Straßenrand stehen, uns zuwinken und „helloooo, hellooo, what’s your name?“ rufen.
Wir laufen unter einer Unterführung hindurch, es stinkt nach Abgasen und Urin. Wir sind auf der Suche nach einer Sim Karte – „Do you know the way to the Telcomtel Store?“ fragt der Fotograf einen freundlich dreinblickenden Passanten. Dieser nickt eifrig: „yes, it’s that way“ antwortet er und zeigt in die Richtung aus der wir gekommen sind. Das kann nicht sein. Vor ein paar Minuten haben wir einen anderen jungen Mann gefragt und er hat uns hierher geschickt. Einer von beiden muss sich irren. Was nun? „Er sieht nicht so aus, als ob er deine Frage richtig verstanden hat“ murmele ich als der freundliche Mann wieder „Yes“ sagt auf die Frage hin ob denn in der angezeigten Richtung auch das Grapari Shopping Center ist. Er scheint uns nicht enttäuschen zu wollen. Wir bedanken uns und gehen weiter in die Richtung, in die wir ohnehin unterwegs waren. Instinkte sind hier wichtiger als Logik, so scheint es mir.
Ein paar Meter weiter riecht es unwiderstehlich gut nach etwas Gebratenem. „Hast du auch so einen Hunger?“ frage ich den Fotografen und habe plötzlich das Gefühl, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten kann.
„Two persons?“ empfängt uns der Kellner am Restauranteingang „yes“ antworten wir und lassen uns in den klimaanlagenunterkühlten VIP room führen. „Would you like a beer?“ na klar wieso nicht? Eine Speisekarte gibt es nicht. Gefragt, was wir möchten, werden wir auch nicht. Irgendwann bringt der Kellner Schüsselchen über Schüsselchen mit unterschiedlichen Gerichten. „You eat, you buy“ ist seine Anleitung dazu.
Alles sieht unglaublich lecker aus und wir stopfen uns ordentlich voll.
Die ungestüme Stadt hat sich beruhigt und glitzert freundlich durchs Fenster. Sie scheint zufrieden mit uns zu sein.
Danke für den ersten Einblicke, ich möchte noch vieeeeeeel mehr.