Aus den Boxen dröhnte Johnny Cash, der heiße Wind zerzauste mein Haar und draußen flogen endlose Farmlands, coole Surfercommunitys und palmengesäumte Strände vorbei. Abends genossen wir ein kühles Bier und den Sonnenuntergang um dann, vor dem knisternden Lagerfeuer, den Tag ausklingen zu lassen.
Auf dem Highway 1 fuhren wir die Küste entlang, bis nach Big Sur, wo Himmel und Meer verschmelzen und wir uns staunend in all dem Blau verloren.
Wir schlugen unser Zelt auf einer abgeschiedenen Lichtung auf und wanderten stundenlang durch die goldenen Hügel. Wenn ich doch nur malen könnte oder dichten! Ich würde nie wieder nach Hause zurückkehren!
Die Straße führte uns weiter bis ins bunte, unwiderstehliche Santa Cruz. Wir schlenderten Hand in Hand den Boardwalk entlang, rannten den Wellen entgegen und vergruben anschließend die Füße im Sand. Hier, auf dem laut-fröhlichen Rummel war die Welt so in Ordnung wie sie nur sein konnte.
Eine rumpelnde Achterbahnfahrt ließ die Schmetterlinge flattern und laut lachend traten wir die Weiterfahrt an.
War da wirklich was unter dem Nebel? Vorsichtig blinzelte die Golden Gate Bridge uns an und will ihr weißes Kleid nicht so ohne Weiteres abwerfen. Ich trug zerrissene Jeans, so wie sich das gehört in dieser Stadt und wir tranken nächtelang alten Whiskey und Gurkenwasser in kleinen, überfüllten Bars.
Als San Francisco uns wieder gehen ließ, zog es uns erneut in die Wildnis. Zum ersten Mal stellten wir mitten in einem dichten Wald unser Zelt auf. Die sternlose Nacht und der Rauch des naheliegenden Waldbrandes machten meine Bewegungen fahrig so dass das Licht der Taschenlampe von Wurzel zu Wurzel tanzte. Waren da nicht zwei glühende Augen im Gebüsch? Und ein Geräusch von knackenden Ästen?
Unser Hab und Gut mussten wir vor den Bären in einem Stahlcontainer sichern und schlüpften anschließen schnell unter die ach so dünne Zeltplane.
Nach Tagen in der Wildnis stießen wir auf der Suche nach Wärme und alten Westerngeschichten auf diese Lila-grüne Szene. Vorsichtig pirschten wir uns an den ausgetrockneten Salzsee heran und beobachteten durch die Kameralinse das heranziehende Gewitter.
Es sollte das letzte natürliche Wasser für eine längere Zeit gewesen sein. Die trockener werdende Landschaft lockte uns mit ihrer bestechenden Schönheit immer wieder an den Straßenrand, an dem wir regelmäßig schwitzend kapitulierten und bald die klimatisierte Weiterfahrt antraten.
Dies ist der Baum mitten in der Wüste, den ich hier beschrieb. Der Fotograf vergaß die Zeit, pirschte sich an den Baum heran und vergaß Hitze, Trockenheit und den fehlenden Schatten.
Wir fuhren endlich weiter in die tückisch schöne Unerträglichkeit des Death Valley und starrten benommen aus dem Fenster in die flirrende Hitze.
Die Straße war hier wie überall: freundlich schlängelte sie sich auf eine Bergkette zu um kurz vor dem Erreichen der schattigen Riesen nach links oder rechts auszuweichen. Wir kannten sie mittlerweile und genossen ihre Monotonie und ihre Berechenbarkeit.
Am Ende der Straße wartete jeden Abend unser Zuhause auf uns. Klein, grün, staubig und nur für uns da.
Für einen kurzen Abstecher wagten wir uns aus Kalifornien hinaus um dieses riesige Flussbett zu bestaunen. Wir liefen den Touristenherden davon und waren ganz alleine mit dem Grand Canyon.
Entlang des mächtigen Tals wachsen riesige alte Wälder,die wir auf dem Pferderücken erkundeten. Ein alter Cowboy erzählte Geschichten von Viehtrieben und Abenteuern und die Pferde trotteten zufrieden dahin.
Irgendwann verließen wir Arizona wieder und trauten uns zurück in die kalifornische Wüstenhitze. Direkt neben Slab City kletterten wir auf diesen bunten Berg aus Sand und Pappmaché. Ein alter Mann nennt dies sein Lebenswerk. Verwundert wandern wir zusammen mit anderen Verwunderten durch reich verzierte Höhlen und über rutschige Plastikstufen.
Und dann fuhren wir weiter. Den Wind im Haar und Johnny Cash im Ohr.
Liebe Sophia, sehr inspirierende Gedanken und Bilder… wir brechen demnächst zu viert nach Kalifornien auf und freuen uns schon sehr. Es wird natürlich eine ganz andere Reise werden, da mit Kindern, aber wir hoffen natürlich auch auf viele schöne Erlebnisse und gemeinsame Erinnerungen für die Zeit nach der Reise.
Von Slab-City hatte ich noch nicht gehört, aber nun ein wenig recherchiert… da hoffe, dass wir auch vorbeischauen können – klingt toll.
Viel Spaß im Sommer auf der Transsib – ein bisher unerfüllter Kindheitstraum von mir!
LG Hartmut
Lieber Hartmut, Kalifornien mit Kindern, das wird sicher toll! Wie werdet ihr unterwegs sein? Ich kann das Campen dort sehr empfehlen, auch oder gerade mit Kindern! Slab City selbst ist im Sommer recht ausgestorben, aber der Salvation Mountain ist definitiv einen Besuch wert. Ich wünsche euch eine wunderschöne Reise!
LG Sophia
Liebe Sophia,
vielen Dank! Wir werden hauptsächlich mit dem Campervan unterwegs sein, eine geniale Art zu reisen mit (kleinen) Kindern. Man erspart sich das ständige Aus- und Einpacken, da man sein „Haus“ immer mit dabei hat. So im Prinzip Campen wir, wenn auch ein weniger bequemer (und sicherer?) als im Zelt… Hier zuhause in Schweden zelten wie auch schon mal ne Nacht oder so, aber länger haben wir das mit den Kindern jedenfalls noch nicht gemacht. Selber haben wir früher recht oft gezeltet. Bin schon gespannt, auf deine Berichte von der Transsib.
LG Hartmut